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Das kleine Format
Wichtig ist das Kleinformat
weil's was zu sagen hat.
Große Bilder zeigen
Farb und Form und Schweigen.
F. W. Bernstein
Die bildenden Künste
Bilder aus den Jahren 2011 bis 2019
Ölfarbe auf MDF-Holztafel, 14 x 19 cm, 12 mm tief
Himmel
Tagebuch-Bilder - Tagesbilder von Gerhard Marquard
Das Schreiben eines Tagebuchs kennt fast jeder von uns aus Kindheits- und Jugendtagen als Möglichkeit, die vielen auf uns einstürmenden widersprüchlichen Gefühle und Gedanken auf Papier zu bringen und dadurch eine Erleichterung und Entlastung zu erfahren. Auch eine gewisse Ordnung in das Chaos zu bringen war der Zweck. Letztendlich konnte man durch das Wiederlesen des Geschriebenen im günstigsten Fall eine Erkenntnis gewinnen und diese für sich nutzen. Dies hat neurobiologische Grundlagen. Durch das Schreiben eines Textes- mit Hand und Schreibgerät wohlgemerkt-wird im Gehirn eine bleibendere „Spur“ gelegt als wenn man ihn nur liest. Früher wurden Texte abgeschrieben, heute werden sie kopiert, mit dem Ergebnis, dass sich deren Inhalte weit weniger dauerhaft in unserem Gedächtnis festsetzen und sich auch leichter wieder verflüchtigen.
Um wieviel intensiver muss diese „Spur“ sein, wenn man sie malt. Wenn man jeden Tag das, was am meisten beschäftigt, malerisch auf den Malgrund bringt. Malen ist ja ein noch komplexerer Vorgang als Schreiben, da mehr Instrumente des Aus-druckes zur Verfügung stehen, Farben und Format, Technik und Pinselführung, Stilrichtung und Konzept.
Gerhard Marquard hat nun sein persönliches „malerisches Tagebuch“ ins Netz gestellt. Die TAGESBILDER. Sie sind Ausdruck von Beobachtungen, spontaner oder gereifter Gedanken zu persönlich Erlebtem, zum (auch politischen) Tagesgeschehen. Die Fülle und Vielfältigkeit, die durch dieses tägliche Malen und Fertigstellen entsteht, ist enorm. So sehen wir Bilder von alltäglichen Dingen, die in ihrer Einfachheit sehr poetisch und sich selbst genug sind, und deren Schönheit und Anmut uns sonst vielleicht entgangen wären, wie z.B. die Pusteblume. Die Betrachtung ist also eine Art von Achtsamkeitsübung, die heutzutage als Zugangsmöglichkeit zum Glücklichsein empfohlen wird, ohne Ablenkung der Gedanken, ganz bei sich. Insofern haben die Bilder -wenn man so will - einen therapeutischen Effekt für den Betrachter. Kann Kunst damit besser sein?
Andere Werke sind in ihrer Intention höchst akut bzw. aktuell. Man spürt eine Ernsthaftigkeit im Drang sich auseinanderzusetzen mit dem,was unmittelbar berührt. Diese Bilder trösten uns nicht, hindern sie uns doch daran, sie schnell zu vergessen, wie wir es von medialen Massenprodukten gewohnt sind. Man glaubt hinter den TAGESBILDERn eine Sorge um die Schnelllebigkeit unserer heutigen Zeit und eine neue Langsamkeit zu entdecken. Stellt sich der Künstler die Frage, wie wir die Zeit, wenn schon nicht anhalten, so doch ihr Tempo etwas entschleunigen können, damit sie uns nicht zwischen den Fingern zerrinnt? Es sind die Wünsche vieler Menschen. Menschen, die sich der medialen Sintflut, dem Massenandrang an Information nicht mehr gewachsen fühlen, an ihrer ungefilterten Vielfalt kranken.
Lucien Freud hat einmal gesagt, es sei die Aufgabe des Künstlers Unbehagen zu erzeugen. Die TAGESBILDER von Gerhard Marquard tun dies nur in dem Maße, mit dem sie sich mit den zum Teil unerfreulichen Tagesgeschehnissen auseinander-setzen. Er tut dies nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern wir erfahren seine emotionale Betroffenheit in einer manchmal ironischen Kommentierung oder der Demonstration von Trostlosigkeit und Einsamkeit.
Diese Form des künstlerischen Arbeitens sagt viel über den aus, der sie verrichtet. Und der auch bei vielen von uns den Eindruck des lockeren Künstlerlebens korrigieren sollte. Täglich diesen Spagat zu meistern, offen für den kreativen Affekt zu sein, politisch bewegt und aufmerksam zu bleiben und gleichzeitig diszipliniert, dies in einem sich selbst vorgegebenen Rhythmus und Format auszudrücken.
Dieser Prozeß verändert nicht nur den Künstler, auch der Betrachter wird im Laufe des Jahres eine Veränderung an sich und den Bildern erkennen. Indem man ihn täglich ein Stück begleitet, lernt man den Künstler Marquard besser kennen und man kommt ihm vielleicht sogar ein wenig näher.
Dr. Karin Lau