Nachtschatten
Gedanken in seltsamen Zeiten
Obwohl die Tage in diesem Frühjahr sehr mild sind, legt sich wie ein Schleier ein Schatten darüber. COVID-19 verändert die Welt - vermutlich sehr nachhaltig.
Neulich ging ich an einem, zu "normalen" Zeiten, gut laufenden Geschäft in meiner Nachbarschaft vorbei. Es hing eine Notiz im eingezäunten Eingangsbereich, die besagte, dass alle Artikel online zu beziehen seien. Ob diese Filiale allerdings nochmals öffnen wird, ist im Moment nicht absehbar.
Meine Seminare biete ich jetzt ebenfalls online an. Ich hatte den Online-Markt ohnehin schon im Visier und diese Zeit trifft mich glücklicherweise nicht unvorbereitet.
Mir war so - vor etwa einem Jahr schon, dass die Spatzen es von den Dächern pfiffen, "da ist etwas im Busch".
Montag, 6. April
Zeichnung, Tinte, Rohrfeder, digital bearbeitet
Wir haben schöne Frühjahrstage, aber diese Tage sind natürlich überschattet.
Dienstag, 7. April
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Alles blüht. Aber die leeren Straßen, die Menschen beim Einkaufen in den Geschäften, das alles erinnert sehr an Si-Fi-Filme.
Ich erinnere mich in diesen Tagen immer wieder an meine Oma, die zu Lebzeiten zu sagen pflegte:
"Hast du aber Angst um dein bisschen Leben",
gefolgt von einem Oma-Lächeln, das implizit verriet,
dass diese Situation nichts war im Vergleich zu ihren Erlebnissen im 2. Weltkrieg.
Mittwoch, 8. April
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Beim Versuch, die offiziellen Informationen und die eigenen Beobachtungen zu verstehen, dreht es einem das Gehirn durch den Fleischwolf.
Donnerstag, 9. April
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Gequake
Ich habe nun schon wiederholt mehrere Rüffel erhalten, als ich jemandem meine Hilfe angeboten hatte. Beim Bäcker beispielsweise, als ich einer Dame beim Türöffnen den Vortritt lassen wollte. Zuvorkommenheit ist mein natürlicher Reflex, ich lege Wert auf Höflichkeit im Umgang mit anderen. Ich bin der Meinung, dass die Welt damit zu einem schöneren Ort wird.
In Zeiten wie diesen gewöhne ich mir Höflichkeit gerade ab, um nicht weiterhin "weggepfiffen" zu werden - mit den Worten "Abstand bitte!"
Die neuen Verhaltensmuster, die COVID als eine Art "Nebenwirkung" evoziiert, sind bedenklich.
Karfreitag, 10. April
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Pinguin-Disko. Wenigstens für die Pole ist das Anhalten der Welt gut.
Samstag, 11. April
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Kleine "Phantome" in der Luft.
Viele Menschen erkrankten im Jahr 2017/18 an Grippe, die so hartnäckig war, dass es in der Regel mindestens 5 - 6 Wochen dauerte, bis man wieder auf dem Damm war. Sprach man darüber in seinem Umfeld, konnte man von mehreren erfahren, dass sie ebenfalls an dieser Grippe erkrankt waren.
Nach meinen Informationen hatte diese Grippewelle alleine in Deutschland über 25.000 Menschen das Leben gekostet.
Warum sprach damals niemand darüber?
Ostersonntag, 12. April
Man sollte es immer im Blick behalten:
Die Sonne wird auch weiterhin aufgehen ...
Die Erde und die Menschen haben schon viel mehr überlebt als das, was gerade passiert.
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