Malen mit Ölfarben
Die Ölmalerei ist seit dem 16. Jahrhundert die am meisten verwendete Technik in der Malerei.
Ölfarben sind bereits seit dem 13. Jahrhundert bekannt. Eine frühe Verwendung fand die Farbe natürlich als Holzschutz und Anstrichfarbe z.B. an Gebäuden.
Holzfiguren wurden ebenfalls schon seit dieser Zeit mit Ölfarben bemalt, d.h. „gefasst“.
Für die Tafelmalerei hat sie Jan van Eyck bekannt gemacht. Er entwickelte für die Ölmalerei neue trocknungsbeschleunigende Malmittel, neue Arbeitsmethoden und brachte die Arbeitsschritte in eine neue sinnvolle Reihenfolge.
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Youtube-Tutorial
Malen mit wasserverdünnbaren Ölfarben: https://youtu.be/bn-wAka4qSM
Die Ölfarbe
Ölfarbe wird aus Leinöl und Farb-Pigmenten angerieben. Das Pigment kommt auf einen Reibstein, dem wird etwas Leinöl zugegeben, und mit einem Läufer werden Öl und Pigment ineinander gerieben. Das Leinöl trocknet durch die Aufnahme von Sauerstoff zu Linoxin. Bis die Ölfarbe ganz durchgetrocknet ist vergeht ca. ein Jahr.
Diesen Vorgang kann man mit entsprechenden Ölen, wie Mohnöl, noch weiter verlangsamen, was in der Portraitmalerei zu einer gewisse Zeit gemacht wurde.
Die Trockenzeit hängt aber auch von den Farbpigmenten ab. Erdpigmente wie z.B. Englischrot haben „katalytischen Eigenschaften auf fette Öle“. D.h., diese Pigmente wirken trockenbeschleunigend auf das Leinöl. Es gibt aber auch Pigmente die das Leinöl langsamer trocknen lassen, wie Siena natur und Siena gebrannt. Geht man hier aus Unkenntnis mit den unpassenden Farben ans Werk, dann kann dies der Grundstein zur Bildung von Rissen in der oberen Bildschicht werden.
Das Malmittel
Die Ölfarbe, wird mit einem so genannten „Trennmittel“ verdünnt. Das bekannteste ist das Balsam-Terpentinöl. Verdünnt man mit dem Terpentin die Farbe immer mehr und mehr, dann verdünnt man natürlich auch entsprechend das Bindemittel, das Leinöl. Wird es zu stark verdünnt, dann bindet die Farbe nicht mehr gut und sie wirkt getrocknet sehr stumpf. Abhilfe schafft hier die Zugabe eines Harzes. Das Malmittel ist eine Mischung aus Trennmittel und Harz, manchmal zusätzlich mit Leinöl, mit welcher man die Farbe verdünnt.
Früher war dieses Harz Mastix, dann Dammarharz. Diese sind mittlerweile durch die Alkydharze ersetzt. Ursprünglich im Baubereich verwendet um die Farben für Türen und Fensterrahmen sehr wetterfest zu machen. Alkydharz vergilbt auch nach 25 Jahren kaum und man kann es im ausgehärteten Zustand von einer Glasscheibe fast nicht abkratzen. Der Glascheiben-Langzeittest ist ein erster Indikator um die Wirkung im Bild zu Testen.
Das Malmittel verdünnt die Farbe und unterstützt dabei deren Bindekraft. Das enthaltene Harz wirkt trocknungsbeschleunigend, lässt die Farbe leuchtend und satt auftrocknen und verhindert ein Tropfen der Farbe im stark verdünnten Zustand. Der letzte Punkt scheint unwichtig zu sein. Aber Farbläufer auf einem fast fertigen Bild, verursacht durch herab tropfende Farbe vom Pinsel, ist vielleicht modern, muss aber nicht zwingend gut aussehen.
Der Zwischenfirnis
Das in Balsam-Terpentinöl gelöste Dammarharz ist in einer Verdünnung von 4 : 1 ein Zwischenfirnis. Hauptsächlich
braucht man den Firnis um die Eitempera-Untermalung für den folgenden Ölauftrag zu isolieren. Die Ölfarbe vermalt sich auf einem ausgehärteten Temperakern mit einer dünnen Schicht Dammarfirnis
sehr flüssig. Dabei wird der Firnis vom Malmittel angelöst und trocknet später mit dem Harz und Leinöl auf.
MALTECHNIK
Grundsätzlich unterscheidet man zwei Malweisen. Die Schichtenmalerei und die Prima-Malweise (Alla prima – aufs erste Mal). Beide Arbeitsweisen haben ihren besonderen Reiz. Malt man pleinair, mit der Staffelei vor der Natur, ist die Primamalerei die geeignete Methode. Die Landschaft wird dabei mit stark verdünnter Farbe angelegt werden. Beim Überarbeiten des Entwurfs versucht man möglichst aufs erste Mal gleich die richtige Farbmischung an den richtigen Fleck auf die Leinwand zu setzen.
Alte Meister wie Jan van Eyck waren Schichtenmaler. Das bedeutet einfach nur, dass das Bild sich über viele dünne Schichten von Farben entwickelte. 150 Farbschichten waren keine Besonderheit. Beide Vorgehensweisen haben bis in die Gegenwart ihre Anhänger.
Für ein Figurenbild braucht es über eine längere Zeit Korrekturen am Bild. Daher ist dieses Thema für die Schichtenmalerei prädestiniert. Jede Schicht entwickelt, korrigiert und verbessert den vorangegangen Bildentwurf.
Die Geranien vor meinem Atelierfenster. Im Herbst 2017 habe ich die Sommerblumen festgehalten, um gut durch den Winter zu kommen ;-).
1. Schritt: Imprimitur setzen und die Form anlegen.
2. Schritt: Farben anlegen
3. Schritt: Die angelegten Farben überarbeiten und verdichten.
4. Schritt: Das Bild nach den drei Maximal-Farbkontrasten "auswiegen". Fertig.
ÖLMALEREI
Die Untermalung in der Schichtenmalerei
Um das Bild schneller aufbauen zu können, untermalte z.B. Jan van Eyck oft mit den schnelltrocknenden Leim-, dann mit Eitemperafarben. Untermalung bedeutet hier, dass die Formen und die Schatten zuerst zueinander komponiert wurden. War die Untermalung, die „Untertuschung“ fertig, strich man eine Farbschicht darauf. Die entsprechenden Bildpartien wurden dann mit Ölfarbe weiter gemalt. Heutzutage verwendet man, wenn überhaupt, die „abgekürzte Tempera-Untermalung“. Das ist eine rasche Vorskizze auf dem Malgrund.
Die auf die Tempera-Untermalung folgende Farbschicht kann auch mit einem eingefärbten Zwischenfirnis gemacht werden. Damit ist der Temperkern von der folgenden Ölschicht getrennt. Die Ölfarbe und die Verdünnungsmittel weichen den harzigen Zwischenfirnis an und verbinden sich ganz hervorragend mit dem Untergrund. Die Malerei bekommt dadurch einen Glanz der anders nicht zu erreichen ist. Diese Arbeitsschritte haben bis heute ihre Anhänger.
Das Arbeiten mit Untermalung ist meist eine Grisaille, eine Graumalerei. Heutzutage kann man natürlich die Grisaille mit Buntfarben malen. Eine vereinfachte Variante der Grisaille ist die Ton-in-Ton-Malerei, wie sie Picasso zeitweise verwendet hat.
Natürlich kann man auch mit Acrylfarben die Untermalung entwickeln. Den stark riechenden Firnis braucht es hier auch nicht mehr. Die Ölfarbe kann direkt auf die Acrylschicht gemalt werden. Wie gut die Ölfarbe auf der Acrylschicht haften bleibt hängt von der verwendeten Acrylfarbe ab. Ich rate hier zu einer selbstgemachten Acrylfarbe mit einem Zusatz von Steinmehl. Die handelsüblichen Acrylfarben verschließen die Oberfläche sehr stark. Dadurch kann sich die Ölfarbe mit der Acrylschicht nicht gut verbinden.
Die Ölfarbe wirkt mit einer Acryl-Untermalung nicht so vollkommen wie mit einem Eitemperakern.
Allerdings kann gerade bei großformatigen Bildern eine gekonnte Acryl-Untermalung weit mehr Vorteile haben als die klassische Vorgehensweise mit Eitempera und Zwischenfirnis. Großformate malt man aus Gewichts-gründen meist auf Leinwand. Der Eitemperakern mit Zwischenfirnis ist gegen Druckstellen sehr empfindlich. Drückt man zufällig etwas stärker gegen die Leinwand, dann kann man das Brechen der unteren Farbschichten wahrnehmen. Nach einigen Jahren kann man es dann auch auf der Oberfläche sehen. Großformate sind unhandlich und ungewollte Druckstellen durch den Transport lassen sich kaum vermeiden.
Die Grundierung
Auf allen Malgründen verlangt die Ölfarbe eine Grundierung. Für die Herstellung einer Grundierung gibt es mehrere Möglichkeiten. Jede Grundiervariante beeinflusst das Ergebnis – die Bildwirkung, s. auch meinen Artikel Holz-Leinwand-Papier. Malt man die Ölfarbe auf einem ungrundierten Malgrund so lässt sie sich nur schlecht auftragen und „schlägt durch“. D.h., die Ölfarbe dringt unkontrolliert in den Malgrund. Dadurch haftet die Farbe schlechter und sie wirkt unansehnlich stumpf.
Bildkonservierung
Rissbildung an Gemälden
Diese Rissbildung entsteht u.a. durch unterschiedlich schnell trocknende Farbschichten. Der Ölmaler beginnt daher mit einer „mageren“ Ölfarbe das Bild anzulegen. Jede folgende Schicht soll etwas ölhaltiger sein. So die Theorie. Immer dem Lehrsatz folgend: „Fett auf Mager“.
Die Schwundrisse kommen meist durch eine zu schnelle Arbeitsweise, da künstlerisches Temperament und die Wartezeit der jeweiligen Farbschicht nicht unbedingt gut miteinander vereinbar sind. Anfällig dafür sind meist dicke Farbschichten und nicht eingehaltene Trockenzeiten. Trocknet die Farbe verändert sich geringfügig deren Volumen. Da nun unterschiedlich angetrocknete Farbschichten trocknen kommt es zu Spannungen im Bild und es bilden sich die Schwundrisse. Mir sind nur drei Methoden bekannt dies zu vermeiden. Die Trockenzeiten einhalten, in dünneren Schichten malen oder in einem Rutsch das Bild malen, wie es in der Prima-Malerei gemacht wird.
Auf der sicheren Seite war da Vincent van Gogh. Er malte seine Bilder innerhalb von ca. drei Tagen. Malt man so schnell, dann trocknen die untersten und die oberen Farbschichten zu einer homogenen Masse. Dann gibt es auch keine Schwundrisse. Zu Rissbildungen an Gemälden lesen Sie auch meinen Artikel
Craquelésbildung an Gemälden vermeiden
Aufgrund der Trockenzeit der Ölbilder malen die Maler meist an mehreren Bildern gleichzeitig.
Brandgefahr
Die Kollegen vom Bau, die Anstreicher, sind von der Ölfarbe überhaupt nicht begeistert. Das Leinöl ist entzündlich und den Sauerstoff in der Luft darf man in diesem Zusammenhang nie unterschätzen. In einem großen Lager mit Ölfarben herrscht Feuergefahr.
Aber auch die Künstlerkollegen müssen aufpassen, insbesondere im Sommer. Bei einem meiner Bekannten ging einmal ein mit Ölfarben verschmierter Mallappen vor seinen Augen in Flammen auf. Die Sommersonne schien darauf. Daher sollten die verbrauchten Mallappen nicht einfach herumliegen, sondern bis zur Entsorgung in einem Metallbehälter mit Deckel gelagert werden.
Details aus dem Bild: Die Goldmänner sacken ein. Öl/Leinwand, 140 x 170 cm
Gesundheitsschädlich
Mit Shellsol oder Terpentin reinigt man sich auch nicht die farbverschmierten Hände. Warmes Wasser, Seife und eine „Handwerkerbürste“ aus Wildschweinborste erfüllen diesen Zweck und schädigen die Haut nicht.
Ölmalen macht müde, da das Leinöl eben durch die Aufnahme von Sauerstoff trocknet. Zwischendurch das Fenster oder die Türe öffnen verhilft wieder zu neuen Kräften.
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Gerhard Marquard, Landsberg am Lech, Februar 2018
Mein Text darf nur mit meiner schriftlichen Genehmigung verwendet werden.
1Balsam-Terpentinöl ist ein ätherisches Öl, das aus Lerchen gewonnen wird. Früher war das Französische Terpentin aus der Atlantikküste das reinste. Mittlerweile sind die Herstellungsverfahren so gut, dass die Herkunft des Harzes keine große Rolle mehr spielt.
Terpentin-Ersatz, der im Baumarkt erhältlich ist, hat mit dem Balsam-Terpentin gar nichts zu tun. Die Gesundheitshinweise bei Terpentin-Ersatz sollten dringend eingehalten und vielmehr als schamlose Untertreibung verstanden werden.
Quelle: Kurt Wehlte, werkstoffe und Techniken der Malerei
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