Heidelbeer-Aquarellfarbe
DIY-Anleitung
Den Farbstoff für die Naturfarben erhältst du durch Kochen von Pflanzen wie Mohnblumen für die Farbe Rot oder Heidelbeeren für Dunkelrot. Weitere Farbtöne erhältst du durch Kochen bspw. von Ringelblume, Spitzwegerich oder Avocado, probiere es einfach aus.
Für Kinder eine Abwechslung
Ich erkläre dir hier, wie du selbst eine anspruchslose Aquarellfarbe herstellen kannst. Ist das Wetter schlecht, deine Kinder oder Enkel aber voller Tatendrang, dann ist dies vielleicht deine Rettung ;-)
(Wie man eine gute Aquarellfarbe für künstlerische Ansprüche herstellt, erkläre ich später in einem separaten Artikel).
Wozu Farbe Selbermachen?
Die selbsthergestellte Farbe oder Tinte hat ihren speziellen Reiz, weil sich dein Empfinden für die Farbe dadurch verändert. Du drückst nicht einfach nur auf die Tube, sondern du hast vom Aussuchen des Materials bis zum Abfüllen der Farbe alle Stadien durchlaufen. Natürlich kommen dir dadurch auch weitere Ideen, da du mehr über das Medium weißt.
Das Naturskizzenbuch
Beobachtest du das Jahr durch Führen eines Naturskizzenbuchs, dann hat das Herstellen von Tinten und Farben aus den Pflanzen, die es im entsprechenden Monat oder Quartal gibt, natürlich nochmals
einen besonderen Reiz.
Mehr zum Thema Naturskizzenbuch kannst du in einem der nächsten Blogartikel lesen.
Die Farbwerkstatt
Du brauchst:
Topf
Heizplatte
Wasser
Nelke
Gummi Arabicum
Gläser für die Farbe
Das Grundrezept
Es ist bei Naturfarben meistens ähnlich:
Du gibst die Pflanze, hier die Heidelbeeren, in den Topf und das Wasser hinzu. Die Pflanzenstücke sollen komplett mit dem Wasser bedeckt sein, aber nicht mehr. Ist zu viel Wasser im Topf, dann
wird die Farbe eventuell zu dünn.
Du kochst die Menge kurz auf und lässt sie leicht simmern. Achte darauf, dass das Wasser keine Blasen schlägt. Nach ca. einer halben Stunde sind die Heidelbeeren ausgekocht. Den Sud kannst du
noch über Nacht stehen lassen, da die Farbe dadurch satter werden wird. In der Praxis habe ich nie eine Veränderung im Tonwert feststellen können.
Danach siebst du den Sud durch einen Teefilter. Da er eventuell noch Pflanzenrückstände enthält, seist du ihn besser nochmal durch einen Kaffeefilter ab.
Da dieser „Farbe“ noch das Bindemittel fehlt, also der „Kleber“ zwischen Farbe und Malgrund, geben wir jetzt diesen dazu.
Gummi Arabicum
Du kennst es von Briefmarken; die „gummierte“ Seite klebt, wenn sie befeuchtet wird. Tabletten-Dragees, die beim Einnehmen leichter „rutschen“, sind ebenfalls mit Gummi Arabicum überzogen (E
414).
Es wird aus dem Saft der afrikanischen Akazie hergestellt. Die Drogerie von nebenan hat es vielleicht nicht, aber du kannst es notfalls über das Internet einfach beschaffen.
Gummi Arabicum ist als Bröckchen, als Pulver, und in Wasser aufgelöst in Flaschen erhältlich. Ich rate dir zum Pulver. In Wasser aufgelöst wird das Gummi zu einer glitschigen, klebrigen Masse. Mit einem Strohhalm, der Maler nimmt den Pinselstil, tropfst du etwas von dem Pulver in die warme Heidelbeerflüssigkeit. In der noch warmen Farbe vermischt sich das Gummi besser mit dem Sud.
Wie viel Bindemittel muss in die Farbe?
Das ist unterschiedlich, daher macht man die „Anstichprobe“.
Streiche Farbe auf das Papier, lasse sie trocknen, dann nehme ein Blatt von der Küchenrolle und wische etwas über die Farbe. Geht die Farbe ab, dann gebe weiteres Bindemittel zu.
Abfüllen
Koche die Gläser, in die du die Farbe füllen möchtest, vorher aus. Wenn du beim Abfüllen der Farbe in die Gläser die Nelke hinzugibst, hält die Farbe länger. Die abgefüllten Gläser lagerst du im
Kühlschrank.
Lichtechtheit
Heidelbeerfarben sind Naturfarben, das bedeutet, sie sind nicht besonders lichtecht. Im Laufe der Zeit, das kann schon nach einer Woche sein, sieht die Farbe anders aus, meistens heller oder dunkler, oft bräunlicher. Lese dazu auch meinen Artikel Heidelbeer-Pigment/William M. Turner. Für Meisterwerke, die du verkaufen möchtest, greifst du besser auf die Farben der entsprechenden Hersteller zurück oder verwendest gutes Pigment dafür.
Lassen sie Kinder nie unbeaufsichtigt, wenn heiße Gegenstände oder Flüssigkeiten im Raum sind.
Quelle: Gebhard Schmidl, Klasse für Maltechnik, Akademie der bildenen Künste, München, 1990-1994
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Gerhard Marquard, Josef-Kloo-Str. 1b, 86899 Landsberg am Lech, 21. Mai 2020
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